Silvester 2017

Wieder ein sehr persönlicher Jahresrückblick

Wieder Tage und Nächte mit Robbie Williams, wieder unzählige Leonardo Dicaprio-Verwechslungen. Wieder Geschichten von maulbrütenden Buntbarschen aus dem Victoriasee, wieder hanebüchene Auftritte von Xavier Naidoo.

Noch immer die Unfähigkeit, sinnlos zu hassen, noch immer die Lust, grundlos nett zu sein. Noch immer alberne Kommentare zum Weltgeschehen, noch immer brunzdumme Witze und Torten ins Gesicht in so vielen Facetten.

Wieder doofe Kinder im Fernseh und im Bus, wieder haarscharf an der 30 vorbeigeschrabbt. Wieder Behinderte ausgelacht, wieder Veganer verhöhnt, wieder Ossis beschimpft. Wieder Rollen gespielt, wieder Figuren und Tropen geübt.

Noch immer die zynische Grundbefindlichkeit, noch immer der Drang, auch im Grausamen eine Pointe zu finden. Noch immer kein Gelächter aus der Konserve, noch immer die Freiheit, den Mitmenschen gewaltig auf die Nerven zu gehen. Noch immer im Zwiespalt, noch immer nicht festgelegt.

Wieder Explosionen, wieder Tote. Wieder das Horst-Wessel-Lied, wieder etwas lauter. Wieder verwirrte Ignoranten, wieder Geschwafel, wieder vorgebliche Debatten um Kaisers Bart.

Zum ersten Mal Alan Parsons live erlebt, zum ersten Mal Lavendel auf dem Balkon gepflanzt. Zum ersten Mal Linzer Torte gebacken, zum ersten Mal Löcher mit der Schlagbohrmaschine in Wände gebohrt. Zum ersten Mal in der Nische zwischen Wohnzimmerschrank und Bücherregal ein Snickers gegessen, zum ersten Mal fake Chucks anprobiert (und umgehend ins Regal zurückgefeuert).

Wieder Medikamente geschluckt, wieder dabei gescheitert, mich selbst ernst zu nehmen. Wieder neue Worte gelernt und kreiert, wieder Final Fantasy gespielt. Wieder keine allzu tiefen Einsichten gehabt, wieder viel zu wenig Quatsch gemacht.

Wieder wundervolle Freundinnen und Freunde. Wieder leidenschaftliche Dankbarkeit. Wieder mein Hasenherzchen.

Wieder Bücher gelesen, doch viel zu wenige.

Wieder Menschen gesagt, dass ich sie lieb habe, doch viel zu selten.

Wieder viel Musik gehört, doch viel zu leise.

Wieder versucht und versucht und versucht.

Wieder zu wenig Antworten. Wieder zu viele Fragen.

Wieder die Menschheit verflucht und für verloren erklärt, noch immer die Hoffnung nicht aufgegeben.

Tausend Tode gestorben und doch wieder ein Jahr überlebt.

Keep on rockin‘ in the free world, liebe Mitmenschen, und kommt heile in das neue Jahr. Macht 2018 zu etwas Großartigem: Genießt es. Seid nett zueinander. Beschimpft Gegenstände. Versucht gesund zu sein. Tanzt. Lest Bedienungsanleitungen. Treibt herrlichen Unfug. Wollt die Wandlung. Fallt wie Loriens Blätter nicht zwecklos. Wundert euch. Entdeckt Kieselsteine. Spielt. Esst mehr Gemüse. Und vergesst nicht: Küsse sind besser als Raketen. So viel besser.

Planet Earth is blue.

Pax nobiscum,
Björnbär