Herr Kaltenbach

Titan, haben sie gesagt!

Titan, haben sie gesagt! Musst du hin. Musst du erleben. Tittan sehen und sterben.

Hab ich mir gedacht, machst du! Bringst du deiner supi Arbeitgeberin mal was Hübsches mit, die hat’s nicht leicht mit ihrer weißmagischen Abenteurerei, die kriegt täglich neue Grauschattierungen auf die Robe geprügelt, bringst du ihr mal was Hübsches, hab ich mir gedacht, ein paar Ringe für Ohren und Augen, ein Piercing aus dem Nabel, einen Schatz für meinen Schatz, ein Herz für mein Herz, ein Pferd für kein Königreich, keinen Apfel und kein Ei. Was Nettes halt.

Strengst du dich mal an, hab ich mir gedacht! Strengst du dich mal ein bisschen mehr an als sonst.

Vergisst du mal die olle schlafmützige Schwarzanglerin mit gürtellosen Reiterhosen, die dir vor deiner Nase die Perlen aus dem Meer zieht, und hinterhältig lacht, wenn du mal wieder mit einem gammeligen Hafenhering gischtzerfleddert aus den flachbrüstigen Fluten steigst.

Vergisst du mal die grauhäutige Nachtschwärmerin von der Tankstelle, die dich ständig knutscht und knuddelt, wenn du nur mal kurz stehenbleibst, um zu schauen, ob nicht irgendwo was Neckisches unter einem Busch versteckt liegt. Machst dir mal den Kopf frei von der untalentierten Ninjaschnulpe, die dir ständig irgendeinen wertlosen Müll in die Hand drücken möchte, wenn du dich gerade in den Äther werfen willst.

Und vergisst du auch mal den ganzen inzestuösen Haufen aus Clauds und Streifs und Tiffas und Asunas und Zacks und Sacks und Packs, die deine angebotenen Annehmlichkeiten am Marktplatz bewerten und dich dann doch links liegen lassen. Vergisst du die entenunwürdigen Krämerklingelwächter, die in ihren unsterblichen Legionsbuxen an den Straßen stehen, ihre fetten Katzen pampern und über die Sonnentänzchen der orientierungslosen Bikinibabes lachen.

Bringst ihr mal was Hübsches, hab ich mir gedacht.
Titan, haben sie gesagt.
Da passiert dir nix, haben sie gesagt.
Were doch gelacht, wenn du das nicht packst, haben sie gesagt.

Ich hab schon Chocobos vorm Reagenzienhändler limitbrechen gesehen, hab ich gedacht.

Bin ich trotzdem mal hin, nur leicht verzögert. Sag ich: Na? Sagt Titan: Nein! Und macht: Wuuusch!

Dann wache ich irgendwann wieder auf, sehe mich am Fuße einer fetten Felswand liegen, erblicke einen Schilderwald, Schilder, überall Schilder, die mir sagen, dass eine Sally „here was“ und viele andere auch, rapple mich auf, schnappe mir den Bogen der kaputten Miqo’te-Bardin, die da zerschmettert neben mir lag, und schleife mich ins Nebeldorf zurück.

Titan, haben sie gesagt. Bringst du ihr was Hübsches, hab ich mir gedacht. Geb ich ihr den Bogen, lächle sie an. Nimmt sie ihn, faselt was von „Wiederherstellung“ und haut ihn kaputt. „Nich‘ mal ’ne Materia!“ sagt sie und lächelt mir traurig und vorwurfsvoll auf mein schmutziges Näschen.

Jetzt sag ich’s mal, ohne Witz, morgen bring ich der undankbaren Uschi einen Holzscheid mit und lach mir ’nen Ast. Übermorgen pfeffer ich ihr ’ne Eichel in die Pfoten. Und Freitag gibt’s Fisch!


I lieg am Ruckn

und starre mit leerem Blick die Klippe hinauf und wieder hinab, versuche mein blutiges Köpfchen zu heben und entdecke den gepiercten Nabel: Aufgespießt liege ich da, ich, Shy, stalagmittig gepfählt, genau ein Leben und einen Abgrund weit entfernt von meinen Engelchen, meinen Gefährten im Kampf gegen diesen steinstarken Felsenfiesling, der uns immer wieder herausfordert, der mich abgeschüttelt hat, als ich noch im Rutschen nach seinem Rock-Zipfel greifen wollte, der mir tief polternd „Nein!“ entgegengrollte, bevor er mich fingerschnippend in die kluftige Tiefe wehte. Ich wende meinen knackenden Nacken, sehe Schilder, Schilder, die mir sagen, dass meine geliebte Sally auch schon „here was“, Sally, meine treulose Miquo’te-Bardin, die inzwischen ihren Bogen wiederverwertet hat und mir vor langer Zeit zum Abschied eine letzte Weisheit entgegen gelächelt hatte, bevor sie pantomimisch Ohrfeigen andeutend im Äther verlustig gegangen war: „In a world full of Zackstreifs, be Salice Sonnentanz.“

Totsein ist doof, denkt jemand, der nicht ich bin. Über mir animiert sich die Vision einer leuchtenden Waffe, die Glefe eines Königs, und das wird wohl der Film sein, denke ich, der Film, der abläuft in der Stunde des Todes. Bilder steigen auf aus den Nebeln des Dorfes, Erinnerungen an Krämerklingeln und Marktbretter, wo wir uns sammelten, umgeben von sepherrotteten Terror-Tifas und Horror-Clouds: Ich sehe die grauhäutige Kriegerin mit dem alchemistischen Kochlöffel, die mich hüpfend umarmt. Ich erblicke meine mondgöttische Liebeskönigin aus dem Osten, die auch auf das hässlichste Gesicht ein strahlendes Leuchten malen kann. Die Göttliche lähnt sich weit aus ihrem Fenster, tauscht ihren Bogen gegen einen weißmagischen Stab und pampert ein Kätzchen, während ein junges Schreiberding seine Goldschüppchenrüstung anlegt. Da steht die untalentierte Ninjaschnulpe und macht ein trauriges Gesicht, weil ihr Anhandeln ohne Sinn bleibt, und da seufzt der häufig erschöpfte Lala, der so gerne Musik macht und sich regelmäßig an der Front die Legionellen einholt. Ich beginne mich zu erinnern, ich erinnere den Countdown zum Angriff, den Ansturm auf den reinen Titan, der extrem um sich schlug, die kitzelnde Angst vor dem feurigen Gatsch, sehe das pumpende Granitherz, ich spüre den faustischen Schwinger, der mich zum Abgrund fetzte, reiße die Augen auf und falle, ich falle, i hea a Gschroa in fremder Zunge, ich fühle den Aufprall, fühle splitternde Knochen und überschnappende Sehnen, ich sehe die Nachtschwärmerin schlittern, die Ninjaschnulpe stolpern, sie finden keinen Halt mehr, sie rutschen, sie fallen, fallen und dann segelt auch Eos an mir vorbei und eine meisterhandwerkliche Gelehrte hinterher, und sie alle, alle zerplatzen in der Grube wie ein Bomber nach dem dritten Schlag.

Totsein ist doof, denkt jemand, der nicht ich bin. Es macht mich traurig, dass der Himmel so weit ist, weit weg wie ein Mythos, ich ahne in der Ferne das erlösende Echo, spüre meine zitternden Hände, bin in heilsames Leuchten gehüllt, das mich zurückholen wird, die Wiedergeburt auf Knopfdruck, auf Knopf, auf Knopf knopf knop knoknknkkkkonnection lost.

Wie jetzt? Connection lost?

MAMAAAAA, Dominik lädt wieder Filme runter! Der Noob hat das Internet gekillt!


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